Bayern, das größte Bundesland Deutschlands, ist bekannt für seine atemberaubende Alpenlandschaft, seine tief verwurzelten Traditionen und seine einzigartige Kultur. Nirgendwo wird dies deutlicher als in der Weihnachtszeit. Die „Weihnachten Feiertage Bayern“ sind weit mehr als nur ein festlicher Anlass; sie sind eine tiefgreifende, sinnliche und spirituelle Erfahrung, die das bayerische Lebensgefühl in seiner reinsten Form widerspiegelt. Von den ersten Adventssonntagen bis zum Dreikönigstag am 6. Januar verwandelt sich der Freistaat in ein Wintermärchen, das Besucher und Einheimische gleichermaßen in seinen Bann zieht.
Die Vorweihnachtszeit: Der Advent in Bayern
Die bayerische Weihnacht beginnt nicht erst am Heiligen Abend, sondern mit dem ersten Advent. Diese vier Wochen der Vorbereitung sind geprägt von einer Mischung aus Besinnlichkeit, Vorfreude und lebendigem Brauchtum. Die Städte und Dörfer schmücken sich mit Lichterketten, Tannengrün und festlichen Dekorationen.
Christkindlmärkte: Herzstück der Adventszeit
Ein absolutes Highlight sind die zahlreichen Christkindlmärkte, die in Bayern eine besondere Tradition haben. Sie sind nicht nur Orte des Handels, sondern soziale Treffpunkte, an denen man die einzigartige Atmosphäre der bayerischen Weihnacht aufsaugen kann.
- Nürnberger Christkindlesmarkt: Er ist wohl der bekannteste und älteste Christkindlesmarkt der Welt. Mit seiner historischen Kulisse, den traditionellen roten und weißen Stoffbuden und dem Duft von Lebkuchen, Rostbratwürsten und Glühwein zieht er jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Das Nürnberger Christkind, das den Markt eröffnet, ist eine Ikone der deutschen Weihnacht.
- Münchner Christkindlmarkt: Rund um den Marienplatz erstreckt sich einer der größten und stimmungsvollsten Märkte Bayerns. Er ist bekannt für seine Vielfalt an Kunsthandwerk, bayerischen Spezialitäten und einem reichen Kulturprogramm. Besonders hervorzuheben ist der Kripperlmarkt, der eine beeindruckende Auswahl an Krippen und Zubehör bietet.
- Augsburger Christkindlesmarkt: Vor der prachtvollen Renaissance-Kulisse des Rathauses findet der Augsburger Christkindlesmarkt statt. Sein Highlight ist das „Engelesspiel“, bei dem die Rathausfassade zu einem riesigen Adventskalender wird und Engel aus den Fenstern erscheinen.
- Regensburger Lucrezia-Markt und Romantischer Weihnachtsmarkt auf Schloss Thurn und Taxis: Diese Märkte bieten eine besonders malerische und historische Kulisse, die die Besucher in eine andere Zeit versetzt.
Auf den Märkten finden sich neben Glühwein und Punsch auch kulinarische Spezialitäten wie gebrannte Mandeln, Maronen, Lebkuchen, Stollen und die berühmten Nürnberger Rostbratwürste. Handgefertigte Geschenke, Christbaumschmuck aus Glas und Holz sowie traditionelle Krippenfiguren runden das Angebot ab.
Adventsbräuche im Familienkreis
In den bayerischen Haushalten ist der Adventskranz mit seinen vier Kerzen ein zentrales Element. Jeden Sonntag wird eine weitere Kerze angezündet, was die Vorfreude auf Weihnachten steigert. Adventskalender verkürzen die Wartezeit für Kinder. Backen ist ebenfalls eine beliebte Aktivität; der Duft von Plätzchen, Lebkuchen und Früchtebrot erfüllt die Küchen.
Nikolaustag und Rauhnächte
Am 6. Dezember wird der Nikolaustag gefeiert. Kinder stellen ihre geputzten Stiefel vor die Tür und hoffen auf kleine Geschenke und Süßigkeiten vom Heiligen Nikolaus. In einigen Regionen Bayerns, insbesondere im Alpenvorland, treten auch die furchterregenden Krampusse oder Perchten auf, die den Nikolaus begleiten und unartige Kinder rügen sollen – ein archaischer Brauch, der die dunklen Wintergeister vertreiben soll.
Die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag wird als „Rauhnächte“ bezeichnet. Diese zwölf Nächte sind von besonderer Mystik umgeben. Man glaubt, dass in dieser Zeit die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen und Geister umherziehen. Viele alte Bräuche, wie das Räuchern von Haus und Hof mit Weihrauch, sollen böse Geister vertreiben und Segen für das neue Jahr bringen.
Der Heilige Abend und die Weihnachtstage
Der Höhepunkt der bayerischen Weihnacht ist der Heilige Abend am 24. Dezember. Er ist der besinnlichste Tag der gesamten Feiertage und ganz der Familie gewidmet.
Heiliger Abend (24. Dezember)
Am Nachmittag des Heiligen Abends versammeln sich die Familien. Der Christbaum, oft eine prächtig geschmückte Tanne oder Fichte, steht im Mittelpunkt. Unter ihm wird traditionell eine Krippe aufgestellt, die die Geburt Jesu darstellt. Die Krippe ist in Bayern von großer Bedeutung und wird oft über Generationen weitergegeben und liebevoll erweitert.
Vor der Bescherung wird oft gemeinsam gesungen, Weihnachtsgeschichten vorgelesen oder ein Gebet gesprochen. In vielen Familien ist es Brauch, dass die Kinder den geschmückten Baum erst nach dem „Christkind“ oder dem „Weihnachtsmann“ sehen dürfen. Die Bescherung ist der Moment, in dem Geschenke ausgetauscht werden.
Das traditionelle Abendessen am Heiligen Abend ist in Bayern oft schlicht gehalten, um die Fastenzeit vor dem Fest zu ehren. Häufig gibt es Würstl mit Kartoffelsalat, was die Vorfreude auf die üppigeren Mahlzeiten der kommenden Tage steigert. In vielen Familien wird auch Karpfen serviert, ein traditionelles Weihnachtsessen in katholischen Regionen.
Der Besuch der Christmette, der feierlichen Messe in der Nacht zum 25. Dezember, ist für viele gläubige Bayern ein fester Bestandteil des Heiligen Abends. Die Kirchen sind festlich geschmückt, und die Atmosphäre ist von tiefer Spiritualität geprägt.
Erster und Zweiter Weihnachtsfeiertag (25. & 26. Dezember)
Der 25. Dezember, der Erste Weihnachtsfeiertag, ist der eigentliche Festtag. An diesem Tag kommen oft größere Familien zusammen, um ein festliches Mahl zu genießen. Traditionell werden Gans oder Ente mit Knödeln und Blaukraut serviert. Die Zeit ist geprägt von Ruhe, Gesprächen und dem Genuss der gemeinsamen Zeit.
Der 26. Dezember, der Zweite Weihnachtsfeiertag oder Stephanitag, ist ebenfalls ein Feiertag. Er wird oft für weitere Familienbesuche, Spaziergänge in der winterlichen Natur oder den Besuch von Krippenausstellungen genutzt. In einigen ländlichen Regionen Bayerns gibt es am Stephanitag auch traditionelle Pferdesegnungen.
Kulinarische Genüsse der bayerischen Weihnacht
Die bayerische Weihnachtsküche ist herzhaft, vielfältig und von regionalen Spezialitäten geprägt.
- Hauptgerichte: Neben dem bereits erwähnten Karpfen am Heiligen Abend und der festlichen Gans oder Ente an den Feiertagen gibt es auch andere traditionelle Gerichte wie Schweinebraten mit Kruste und Knödeln.
- Gebäck: Plätzchen sind ein absolutes Muss. Die Vielfalt ist enorm: Vanillekipferl, Zimtsterne, Lebkuchen, Spitzbuben, Makronen und viele mehr. Jede Familie hat ihre eigenen Rezepte und Traditionen. Auch das Früchtebrot, ein süßes Brot mit getrockneten Früchten und Nüssen, ist in Bayern sehr beliebt.
- Getränke: Glühwein und Punsch sind die Klassiker der Christkindlmärkte. Zu Hause wird gerne Feuerzangenbowle zubereitet, ein spektakuläres Getränk, bei dem ein in Rum getränkter Zuckerhut über einem Topf mit Glühwein flambiert wird.
Tiefergehende Bräuche und Traditionen
Die bayerische Weihnacht ist reich an Bräuchen, die oft über Jahrhunderte weitergegeben wurden und tief in der Volksfrömmigkeit und dem bäuerlichen Leben verwurzelt sind.
Die bayerische Krippenlandschaft
Krippen haben in Bayern eine besondere Bedeutung. Sie sind nicht nur einfache Darstellungen der Geburt Jesu, sondern oft aufwendige Kunstwerke, die ganze Landschaften und Szenen des Alltagslebens detailreich abbilden. Man unterscheidet zwischen Hauskrippen, die oft von Generation zu Generation weitergegeben werden, und großen Kirchenkrippen, die in vielen bayerischen Kirchen zu bewundern sind. Das Bayerische Nationalmuseum in München beherbergt eine der bedeutendsten Krippensammlungen der Welt.
Weihnachtslieder und Musik
Weihnachtslieder sind ein fester Bestandteil der bayerischen Weihnacht. Neben bekannten Liedern wie „Stille Nacht, heilige Nacht“, das seinen Ursprung im benachbarten Österreich hat, aber in Bayern ebenfalls tief verwurzelt ist, gibt es viele regionale Volkslieder und Weisen, die die besinnliche Stimmung untermalen. Viele Blaskapellen und Chöre treten in der Adventszeit auf und verbreiten festliche Klänge.
Ländliche Bräuche und Aberglaube
Besonders in den ländlichen Regionen Bayerns haben sich alte Bräuche erhalten:
- Klöpfelnächte: In einigen Gegenden ziehen in den drei Donnerstagen vor Weihnachten (Klöpfelnächte) Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus, klopfen an Türen und singen Lieder, um Segen zu bringen und Gaben zu erhalten.
- Perchtenläufe: Während die Krampusse meist den Nikolaus begleiten, sind die Perchtenläufe, vor allem in den Rauhnächten, ein Spektakel für sich. Mit furchterregenden Masken und lauten Glocken sollen sie den Winter und böse Geister vertreiben.
- Sternsinger: Am Dreikönigstag (6. Januar) ziehen die Sternsinger, verkleidet als die Heiligen Drei Könige, von Haus zu Haus, singen Lieder, bringen den Segen „C+M+B“ (Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus) an die Türen und sammeln Spenden für wohltätige Zwecke.
Die Atmosphäre und der Geist der bayerischen Weihnacht
Was die bayerische Weihnacht so einzigartig macht, ist die Kombination aus tiefer Religiosität, gelebter Tradition und einer unvergleichlichen Gemütlichkeit. Die „bayerische Gemütlichkeit“ ist hier nicht nur ein Wort, sondern ein Lebensgefühl, das sich in der Weihnachtszeit voll entfaltet. Es ist die Zeit, in der man zur Ruhe kommt, die Familie in den Mittelpunkt rückt und die Hektik des Alltags hinter sich lässt.
Die winterliche Landschaft Bayerns, oft bedeckt mit einer Schneedecke, trägt ebenfalls zur magischen Atmosphäre bei. Die schneebedeckten Berge, die zugefrorenen Seen und die festlich beleuchteten Dörfer schaffen eine malerische Kulisse, die zum Träumen einlädt.
Regionale Besonderheiten
Obwohl die grundlegenden Traditionen in ganz Bayern ähnlich sind, gibt es doch regionale Nuancen, die die Vielfalt des Freistaates widerspiegeln:
- Oberbayern: Hier prägen die majestätischen Alpen das Bild. Die Weihnachtsmärkte in Orten wie Berchtesgaden, Garmisch-Partenkirchen oder am Tegernsee sind oft kleiner, aber besonders idyllisch und authentisch. Die alpine Volksmusik spielt eine größere Rolle, und alte Handwerkskünste werden hochgehalten.
- Niederbayern und Oberpfalz: In diesen eher ländlichen Regionen sind die Bräuche oft noch ursprünglicher und weniger touristisch. Die Waldweihnacht, beispielsweise in Halsbach oder Schweinhütt, bietet ein besonders naturnahes und besinnliches Erlebnis. Hier steht die Besinnlichkeit und der familiäre Zusammenhalt noch stärker im Vordergrund.
- Franken: Der Norden Bayerns, Franken, hat seine eigenen Besonderheiten. Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist hier das Aushängeschild, aber auch kleinere Märkte in Städten wie Bamberg oder Würzburg haben ihren Charme. Die fränkische Küche, mit ihren Lebkuchen und Bratwürsten, prägt die kulinarische Seite der Weihnacht.
- Bayerisch-Schwaben: Im Westen Bayerns, an der Grenze zu Baden-Württemberg, finden sich ebenfalls reiche Weihnachtstraditionen. Der Augsburger Christkindlesmarkt ist hier das Zentrum, und die schwäbische Gastfreundschaft verbindet sich mit bayerischer Tradition.
Fazit
Die „Weihnachten Feiertage Bayern“ sind ein Fest für alle Sinne und eine tiefgehende Erfahrung, die das Herz der bayerischen Kultur offenbart. Sie sind eine Zeit der Besinnung, der Familie, des Glaubens und der gelebten Tradition. Von den stimmungsvollen Christkindlmärkten über die festlichen Mahlzeiten bis hin zu den uralten Bräuchen in den Rauhnächten – die bayerische Weihnacht ist eine einzigartige Mischung aus Frömmigkeit, Gemütlichkeit und lebendigem Brauchtum. Wer die wahre Seele Bayerns erleben möchte, sollte dies in der Weihnachtszeit tun, wenn der Freistaat in seinem schönsten und besinnlichsten Glanz erstrahlt. Es ist eine Einladung, innezuhalten, die Magie der Zeit zu spüren und Teil einer Tradition zu werden, die über Generationen hinweg gepflegt wird.