Weihnachten in Italien Hexe: La Befana – Die Magie der Heiligen Drei Könige

Weihnachten in Italien Hexe: La Befana – Die Magie der Heiligen Drei Könige

Während in vielen Teilen der Welt der Weihnachtsmann, der Nikolaus oder andere festliche Figuren die Hauptrolle in den winterlichen Feierlichkeiten spielen, birgt Italien eine ganz besondere und faszinierende Tradition, die sich um eine einzigartige Gestalt rankt: La Befana. Oft als eine Art "Weihnachtshexe" beschrieben, ist La Befana weit mehr als nur eine einfache Figur; sie ist ein tief verwurzeltes Symbol für Erneuerung, Tradition und die reiche Geschichte Italiens, die heidnische Bräuche mit christlichen Überzeugungen verbindet. Ihr Auftritt am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige (Epiphanie), markiert den feierlichen Abschluss der Weihnachtszeit und ist für viele italienische Familien von größerer Bedeutung als der Weihnachtstag selbst.

Die Gestalt der Befana: Eine "Hexe" mit gutem Herzen

Auf den ersten Blick mag La Befana tatsächlich wie eine klassische Hexe erscheinen: eine alte, zerzauste Frau mit einem zerschlissenen Kopftuch und einem schmutzigen Schal, die auf einem Besen durch die sternenklare Nacht fliegt. Ihre Kleidung ist oft mit Ruß bedeckt, da sie durch die Schornsteine in die Häuser gelangt, um ihre Gaben zu verteilen. Ihre Nase ist lang und krumm, ihr Lächeln manchmal spitzbübisch, aber ihre Augen strahlen eine tiefe Güte aus. Es ist wichtig zu betonen, dass La Befana, obwohl sie das Aussehen einer Hexe hat, keineswegs böse ist. Im Gegenteil, sie ist eine wohlwollende Figur, die Kinder beschenkt und die alten Sorgen des vergangenen Jahres hinwegfegt. Sie ist die "gute Hexe", die mit ihrer Ankunft Freude und ein Gefühl des Neubeginns bringt.

Der Zeitpunkt und die Bedeutung: Epiphanie und der Abschluss der Weihnachtszeit

La Befana kommt in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar, dem Dreikönigstag oder Epiphanie. Dieser Tag ist in Italien ein nationaler Feiertag und markiert traditionell das Ende der Weihnachtsferien. Die Wahl dieses Datums ist kein Zufall, sondern tief in der christlichen Tradition verwurzelt, die die Ankunft der Heiligen Drei Könige bei Jesuskind feiert. La Befana wird oft als eine Art Wegbereiterin für das neue Jahr gesehen, die nicht nur Geschenke bringt, sondern auch symbolisch das Alte wegschafft und Platz für das Neue schafft. Ihr Besen, auf dem sie reitet, dient nicht nur als Transportmittel, sondern auch als Werkzeug, um das vergangene Jahr und seine Probleme aus den Häusern und Herzen zu kehren.

Historische Wurzeln und Paganische Ursprünge: Eine Zeitreise

Die Ursprünge der Befana reichen weit über die christliche Ära hinaus und sind tief in vorchristlichen, paganischen Ritualen und Mythen verwurzelt. Forscher sehen in ihr eine Verschmelzung verschiedener alter Figuren und Bräuche, die oft mit der Wintersonnenwende, dem Jahreswechsel und der Fruchtbarkeit der Erde verbunden waren.

Eine der prominentesten Theorien verbindet La Befana mit alten römischen Festen wie den Saturnalien, die Ende Dezember gefeiert wurden, und den Festen zu Ehren der Göttin Strenia, die Gaben für das neue Jahr brachte. In diesen Traditionen gab es oft weibliche Gottheiten oder Geister, die in der Zeit zwischen dem alten und dem neuen Jahr umherzogen, um Segen oder Unheil zu bringen. Die Figur einer alten Frau, die den Winter oder das alte Jahr repräsentiert und dann von einer jüngeren, fruchtbareren Gestalt abgelöst wird, ist ein wiederkehrendes Motiv in vielen europäischen Kulturen.

Ein weiterer wichtiger Einfluss könnten die alten Agrarriten gewesen sein. Die Vorstellung, dass eine alte Frau, die oft als "Mutter Natur" oder "Große Mutter" interpretiert wurde, am Ende des Jahres Gaben brachte oder das Schicksal der Ernte für das kommende Jahr bestimmte, war weit verbreitet. Die Verbrennung von Puppen oder Strohfiguren am Ende des Winters, die das alte Jahr oder böse Geister symbolisieren, ist ein Brauch, der sich in vielen Befana-Feiern wiederfindet und auf diese heidnischen Wurzeln hindeutet.

Mit der Christianisierung Europas wurden viele dieser heidnischen Bräuche und Figuren nicht vollständig ausgelöscht, sondern in den neuen Glauben integriert und "christianisiert". So wurde die alte paganische Figur, die Gaben brachte und den Jahreswechsel markierte, mit der christlichen Erzählung der Heiligen Drei Könige verknüpft. Die Epiphanie, die die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland feiert, bot den perfekten Rahmen, um die Befana in den christlichen Kalender zu integrieren und ihr eine neue, wenn auch vertraute, Rolle zu geben. Sie wurde zur "Botin" der Heiligen Drei Könige, die auf ihrer Suche nach dem Jesuskind half oder zumindest mit ihnen in Verbindung gebracht wurde. Dieser Synkretismus – die Verschmelzung von Elementen verschiedener Religionen oder Kulturen – ist ein Schlüssel zum Verständnis der Befana.

Die Legende der Befana: Eine Geschichte der Reue und ewigen Suche

Die bekannteste Legende über La Befana verbindet sie direkt mit der biblischen Geschichte der Heiligen Drei Könige. Die Geschichte besagt, dass die drei Weisen auf ihrem Weg zum Jesuskind in Bethlehem die Befana um den Weg baten. Sie war eine alte, einsame Frau, die in einem kleinen, unordentlichen Haus lebte und sehr beschäftigt mit ihren Hausarbeiten war. Sie lehnte die Einladung der Könige ab, sie auf ihrer Reise zu begleiten, da sie ihre Arbeit nicht unterbrechen wollte.

Doch nachdem die Könige weitergezogen waren, bereute die Befana ihre Entscheidung zutiefst. Sie packte einige Süßigkeiten und kleine Geschenke für das Jesuskind ein und machte sich auf den Weg, um die Könige einzuholen. Sie verirrte sich jedoch und fand weder die Könige noch das Jesuskind. Seitdem, so die Legende, fliegt La Befana jedes Jahr in der Nacht zum 6. Januar auf ihrem Besen von Haus zu Haus, um in jedem Kind das Jesuskind zu sehen. Sie hinterlässt Geschenke in den Strümpfen der Kinder in der Hoffnung, dass eines davon das Christuskind sein könnte.

Diese Legende verleiht der Befana eine melancholische, aber auch zutiefst menschliche Note. Sie ist eine Figur der Reue und der unermüdlichen Suche, die durch ihre Großzügigkeit Wiedergutmachung leistet.

Rituale und Bräuche: Süßes, Kohle und Gemeinschaft

Die Nacht der Befana ist in Italien von zahlreichen Ritualen und Bräuchen geprägt, die von Familie zu Familie und Region zu Region variieren können, aber einen gemeinsamen Kern haben:

  1. Die Strümpfe (Le Calze): Ähnlich wie in anderen Kulturen, wo Socken für den Weihnachtsmann aufgehängt werden, hängen italienische Kinder in der Nacht zum 6. Januar ihre Strümpfe am Kamin, an einem Fenster oder an einem Bett auf. Diese Strümpfe werden von der Befana mit Gaben gefüllt.

  2. Die Gaben: Für die braven Kinder bringt La Befana Süßigkeiten, kleine Spielzeuge, Obst und Nüsse. Die Vielfalt der Süßigkeiten ist oft beeindruckend, von Schokolade über Bonbons bis hin zu traditionellem Gebäck.

  3. Die Kohle (Il Carbone): Dies ist das bekannteste und humorvollste Merkmal der Befana. Unartige Kinder erhalten statt Süßigkeiten ein Stück "Kohle". Doch keine Sorge, es handelt sich dabei selten um echte, schmutzige Kohle. Meistens ist es "Carbone dolce" – süße Kohle, ein schwarzes, zuckerhaltiges Konfekt, das wie Kohle aussieht und oft einen Anisgeschmack hat. Es ist eine spielerische Mahnung, sich im kommenden Jahr besser zu benehmen, und wird von den Kindern oft genauso gerne gegessen wie die anderen Süßigkeiten. Manchmal finden sich auch Knoblauch oder Zwiebeln in den Strümpfen, als weitere humorvolle "Bestrafung".

  4. Opfergaben für die Befana: Viele Familien stellen der Befana eine kleine Erfrischung bereit, bevor sie ins Bett gehen – oft ein Glas Wein, etwas Brot oder eine Orange. Dies ist eine Geste der Gastfreundschaft und des Dankes für ihre Mühen.

  5. Gemeinschaftliche Feiern: In vielen Städten und Dörfern Italiens finden am 6. Januar Feste und Märkte statt, die der Befana gewidmet sind. Besonders in ländlichen Gebieten werden oft große Lagerfeuer entzündet, um die Befana zu ehren und das alte Jahr symbolisch zu verbrennen. Manchmal werden auch große Befana-Puppen verbrannt, was an die alten heidnischen Reinigungsrituale erinnert. In Rom gibt es auf der Piazza Navona einen berühmten Weihnachtsmarkt, der bis zum 6. Januar geöffnet bleibt und auf dem zahlreiche Befana-Figuren und Süßigkeiten verkauft werden.

  6. Lieder und Gedichte: Es gibt zahlreiche traditionelle Lieder und Gedichte, die La Befana gewidmet sind und von Kindern in der Vorfreude auf ihren Besuch gesungen werden.

Befana im modernen Italien: Eine unvergängliche Tradition

Trotz der zunehmenden Globalisierung und des Einflusses des Weihnachtsmanns (Babbo Natale) aus dem angloamerikanischen Raum hat La Befana ihren festen Platz im Herzen der italienischen Familien behauptet. Für viele ist sie die wahre Bringerin der Gaben und das Symbol für den Abschluss der Weihnachtszeit. Die Tradition der Befana ist nicht nur ein Kinderfest, sondern ein wichtiges kulturelles Ereignis, das Generationen verbindet und das reiche Erbe Italiens widerspiegelt.

Auch wenn die Kommerzialisierung zugenommen hat und die Geschäfte mit Befana-Figuren und süßer Kohle gefüllt sind, bleibt der Kern der Tradition intakt: die Vorfreude der Kinder, die magische Nacht, in der eine alte, gütige Frau auf einem Besen durch die Lüfte schwebt, und das Gefühl des Neubeginns, das sie mit sich bringt.

Fazit

Die "Weihnachtshexe" La Befana ist eine einzigartige und liebenswerte Figur, die das italienische Weihnachtsfest um eine faszinierende Dimension erweitert. Sie ist eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, zwischen heidnischen Riten und christlichen Überzeugungen. Ihre Geschichte von Reue und ewiger Suche, ihre Rolle als Gabenbringerin und als Symbol für den Abschluss des alten Jahres und den Beginn des neuen macht sie zu einer der komplexesten und charmantesten Figuren der europäischen Folklore. La Befana ist nicht nur eine Hexe, die Geschenke bringt; sie ist die Seele der italienischen Epiphanie, die Magie, Tradition und die Hoffnung auf ein gutes neues Jahr in sich vereint. Ihre Ankunft am 6. Januar ist für Italien ein Fest der Freude, der Gemeinschaft und der unvergänglichen Macht der Tradition.

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