Weihnachten in den Vereinigten Staaten ist eine Zeit der Besinnung, des Schenkens und vor allem des Zusammenkommens. Doch während die Bilder von festlich geschmückten Häusern und schneebedeckten Landschaften in unseren Köpfen präsent sind, ist es oft das kulinarische Erlebnis, das den Kern dieser Feierlichkeiten ausmacht. Das Weihnachtsessen in den USA ist weit mehr als nur eine Mahlzeit; es ist eine reichhaltige Mischung aus europäischen Traditionen, amerikanischen Innovationen und regionalen Besonderheiten, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Es ist ein Fest der Sinne, ein Ausdruck von Gastfreundschaft und ein Ankerpunkt für Familienzusammenkünfte, der in seiner Üppigkeit und Vielfalt kaum zu übertreffen ist.
Um das Phänomen des "Weihnachten USA Essen" wirklich zu verstehen, muss man sich vorstellen, dass die Vereinigten Staaten ein Schmelztiegel der Kulturen sind. Jede Einwanderungswelle brachte ihre eigenen Bräuche und Rezepte mit, die im Laufe der Zeit mit den vorhandenen Traditionen verschmolzen oder neue, einzigartige Gerichte hervorbrachten. Das Ergebnis ist ein Weihnachtstisch, der sowohl vertraut als auch überraschend sein kann, je nachdem, wo in den USA man sich befindet und welche familiären Wurzeln die Gastgeber haben.
Das Herzstück des Festmahls: Der Hauptgang
Der unbestrittene Star des amerikanischen Weihnachtsessens ist oft der Truthahn (Turkey). Obwohl er traditionell eher mit Thanksgiving in Verbindung gebracht wird, findet er auch an Weihnachten häufig seinen Weg auf den festlichen Tisch, insbesondere in Familien, die die Tradition des "Turkey Dinners" schätzen. Der Truthahn wird meist im Ofen gebraten, oft gefüllt (Stuffing oder Dressing) und mit einer knusprigen Haut serviert. Die Zubereitung ist eine Kunst für sich: Viele schwören auf das Einlegen in Salzlake (Brining), um das Fleisch saftig zu halten, andere bevorzugen das Räuchern oder sogar das Frittieren (Deep-fried Turkey), eine besonders im Süden beliebte Methode, die ein unglaublich knuspriges Äußeres und saftiges Inneres verspricht.
Neben dem Truthahn ist der Weihnachtsschinken (Christmas Ham) eine ebenso beliebte Wahl, oft glasiert mit einer Mischung aus braunem Zucker, Honig, Senf oder Ananas, die ihm eine süß-würzige Kruste verleiht. Der Schinken ist einfacher zuzubereiten als ein ganzer Truthahn und bietet sich oft für größere Gesellschaften an, da er sich gut vorbereiten lässt und sich hervorragend für Reste eignet. In einigen Regionen, insbesondere im Nordosten oder in Familien mit europäischen Wurzeln, kann auch ein Roastbeef oder eine Lammkeule den Mittelpunkt des Festmahls bilden, was die Vielfalt der amerikanischen Weihnachtsküche unterstreicht.
Die unverzichtbaren Beilagen: Eine Symphonie der Aromen
Was das amerikanische Weihnachtsessen wirklich auszeichnet, ist die schier endlose Auswahl an Beilagen, die den Hauptgang ergänzen und oft ebenso viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wie der Truthahn oder Schinken selbst.
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Stuffing oder Dressing: Dies ist vielleicht die ikonischste Beilage. Es handelt sich um eine Füllung, die entweder im Truthahn gebacken (Stuffing) oder separat in einer Auflaufform zubereitet wird (Dressing). Die Basis besteht meist aus Brot oder Maisbrot, angereichert mit Zwiebeln, Sellerie, Kräutern (Salbei ist ein Muss!), Brühe und manchmal auch Wurst, Austern oder Nüssen. Jede Familie hat ihr eigenes Geheimrezept, das oft über Generationen weitergegeben wird.
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Kartoffelpüree (Mashed Potatoes): Cremig, butterig und oft mit Knoblauch oder Sahne verfeinert, ist Kartoffelpüree ein absoluter Klassiker. Es dient als perfekte Grundlage, um die reichhaltige Bratensoße (Gravy) aufzunehmen, die aus dem Bratensaft des Truthahns oder Schinkens zubereitet wird und das gesamte Mahl zusammenhält.
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Preiselbeersoße (Cranberry Sauce): Diese süß-säuerliche Soße ist ein unverzichtbarer Kontrast zu den herzhaften Aromen des Hauptgangs. Während viele Amerikaner die gelierte Variante aus der Dose lieben, die oft die Form der Dose behält, bereiten andere sie frisch aus ganzen Preiselbeeren zu, mit Orangenschalen, Zimt und Zucker.
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Süßkartoffelauflauf (Sweet Potato Casserole): Eine Beilage, die oft überraschend für europäische Gaumen ist. Süßkartoffeln werden püriert, mit braunem Zucker, Butter, Zimt und manchmal Pekannüssen vermischt und dann mit einer Schicht aus geschmolzenen Marshmallows überbacken. Die Kombination aus Süße und der leicht karamellisierten Marshmallow-Decke ist ein einzigartiges amerikanisches Erlebnis.
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Grüner Bohnenauflauf (Green Bean Casserole): Ein weiterer Auflauf-Klassiker, der oft mit Dosenbohnen, einer Dose Pilzcremesuppe und knusprigen Röstzwiebeln (French Fried Onions) zubereitet wird. Obwohl die Zutaten einfach klingen mögen, ist er für viele Amerikaner ein fester Bestandteil des Weihnachtsessens und bietet eine angenehme Texturvielfalt.
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Maisbrot (Cornbread) oder Dinner Rolls: Frische Brötchen oder herzhaftes Maisbrot werden oft zum Essen gereicht, um die restliche Soße aufzutunken oder einfach als sättigende Ergänzung.
Das süße Finale: Desserts in Hülle und Fülle
Nach einem so üppigen Hauptgang könnte man meinen, es gäbe keinen Platz mehr für Desserts. Doch der amerikanische Weihnachtstisch wäre ohne eine beeindruckende Auswahl an süßen Leckereien unvollständig.
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Kürbiskuchen (Pumpkin Pie): Ähnlich wie der Truthahn ist der Kürbiskuchen eng mit Thanksgiving verbunden, findet aber auch an Weihnachten häufig seinen Platz. Der cremige, würzige Kürbisfüllung in einer knusprigen Teighülle, oft serviert mit Schlagsahne, ist ein Geschmack der Saison.
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Pekannusskuchen (Pecan Pie): Besonders im Süden beliebt, ist dieser Kuchen eine süße, klebrige Mischung aus Pekannüssen, Eiern, Zucker und Maissirup, gebacken in einer Pastetenkruste. Er ist reichhaltig und dekadent.
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Apfelkuchen (Apple Pie): Der klassische amerikanische Apfelkuchen ist immer eine willkommene Ergänzung, oft mit Zimt und Muskatnuss gewürzt und mit einer Gitterkruste versehen.
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Weihnachtsplätzchen (Christmas Cookies): Das Backen von Weihnachtsplätzchen ist eine weit verbreitete Tradition. Von Zuckerkeksen, die mit bunter Glasur verziert werden, über Lebkuchenmänner bis hin zu Snickerdoodles oder Chocolate Chip Cookies – die Vielfalt ist riesig und oft ein Gemeinschaftsprojekt der Familie.
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Früchtekuchen (Fruitcake): Der Früchtekuchen ist in den USA oft Gegenstand von Witzen, da er für seine Dichte und lange Haltbarkeit bekannt ist und manchmal als ungeliebtes Geschenk betrachtet wird. Dennoch ist er für viele Familien eine feste Tradition, oft mit kandierten Früchten und Nüssen gefüllt und mit Brandy oder Rum getränkt.
Getränke zur Feier des Tages
Zum Essen werden oft einfache Getränke wie Wasser, Limonade oder Eistee gereicht. Doch für die festliche Stimmung gibt es spezielle Weihnachtsgetränke:
- Eierpunsch (Eggnog): Ein cremiges, süßes Getränk aus Eiern, Milch, Zucker und Sahne, oft mit Muskatnuss bestreut und wahlweise mit Rum, Brandy oder Bourbon verfeinert.
- Heißer Kakao (Hot Chocolate): Besonders beliebt bei Kindern, oft mit Marshmallows oder Schlagsahne.
- Glühwein (Mulled Wine) oder Apfelwein (Hot Apple Cider): Während Glühwein eher europäisch ist, ist heißer, gewürzter Apfelwein eine beliebte amerikanische Alternative, oft mit Zimtstangen und Nelken.
Regionale Variationen und kulturelle Einflüsse
Die wahre Schönheit des "Weihnachten USA Essen" liegt in seiner regionalen und kulturellen Vielfalt. Die allgemeinen Gerichte sind zwar weit verbreitet, doch jede Region und jede ethnische Gruppe bringt ihre eigenen Besonderheiten ein:
- Neuengland: Hier finden sich oft Gerichte mit Meeresfrüchten, wie Austern-Eintopf (Oyster Stew) oder gebackener Kabeljau, die die maritime Geschichte der Region widerspiegeln.
- Der Süden: Der Süden ist bekannt für seine "Soul Food"-Traditionen. Neben Truthahn und Schinken können hier auch Gerichte wie Collard Greens (Blattkohl), Black-Eyed Peas (Schwarzaugenbohnen) für Glück im neuen Jahr, oder sogar Gumbo und Jambalaya auf dem Tisch stehen. Frittiertes Huhn ist ebenfalls keine Seltenheit.
- Der Südwesten: In Staaten wie New Mexico oder Arizona sind mexikanisch-amerikanische Einflüsse stark. Tamales (Maisteig gefüllt mit Fleisch oder Käse, in Maisblättern gedämpft) sind hier ein traditionelles Weihnachtsgericht, ebenso wie scharfe Chili-Gerichte.
- Der Mittlere Westen: Hier sind die Einflüsse deutscher, skandinavischer und osteuropäischer Einwanderer oft noch spürbar. Herzhafte Braten, spezielle Wurstsorten und traditionelle Backwaren wie Krumkake (norwegische Waffeln) oder Pfeffernüsse können das Festmahl bereichern.
- Die Westküste: Aufgrund ihrer jüngeren Geschichte und der vielfältigen Einwanderung aus Asien und Lateinamerika ist die Westküste oft offener für experimentellere oder leichtere Weihnachtsgerichte, die frische, lokale Zutaten betonen.
Jenseits des Hauptmahls: Die Bedeutung der Reste und des sozialen Miteinanders
Ein integraler Bestandteil des amerikanischen Weihnachtsessens sind die Reste (Leftovers). Es ist fast eine ungeschriebene Regel, dass so viel Essen zubereitet wird, dass es für mindestens einen weiteren Tag reicht. Truthahn-Sandwiches, Truthahn-Suppe oder Aufläufe aus den Resten sind beliebte Mahlzeiten in den Tagen nach Weihnachten und verlängern das festliche Gefühl.
Das Weihnachtsessen in den USA ist nicht nur eine Mahlzeit, sondern ein tief verwurzeltes soziales Ritual. Es ist die Zeit, in der Familien, oft aus verschiedenen Teilen des Landes, zusammenkommen. Es wird gelacht, Geschichten erzählt, Erinnerungen ausgetauscht und neue geschaffen. Die Zubereitung des Essens ist oft ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem jeder seinen Teil beiträgt, sei es durch das Kochen, Backen oder das Mitbringen eines "Potluck"-Gerichts. Die Fülle an Speisen symbolisiert dabei nicht nur Überfluss, sondern auch Großzügigkeit und Gastfreundschaft.
Fazit
Das "Weihnachten USA Essen" ist ein Spiegelbild der amerikanischen Kultur selbst: reichhaltig, vielfältig und ständig im Wandel. Es ist eine faszinierende Mischung aus alten Traditionen und neuen Kreationen, die durch die verschiedenen Einflüsse der Einwanderer geprägt wurde. Von dem majestätischen Truthahn über die unzähligen, oft überraschenden Beilagen bis hin zu den dekadenten Desserts – jedes Gericht erzählt eine Geschichte von Familie, Heimat und der Freude am Teilen. Es ist ein Festmahl, das weit über die bloße Nahrungsaufnahme hinausgeht; es ist ein Erlebnis, das die Sinne betört, die Herzen wärmt und die Bande der Gemeinschaft stärkt. In seiner Üppigkeit und seinem symbolischen Wert ist das amerikanische Weihnachtsessen ein wahres Fest der Vielfalt und Traditionen, das Jahr für Jahr Millionen von Menschen zusammenbringt.