Hallo, liebe Kinder! Habt ihr euch jemals gefragt, wie Weihnachten in anderen Ländern gefeiert wird? Wir alle lieben die Weihnachtszeit mit ihren Lichtern, Geschenken und dem leckeren Essen. Aber stellt euch vor, in Italien, dem Land, wo die Sonne oft scheint und die Pizza so gut schmeckt, gibt es ganz besondere Weihnachtsbräuche, die sich von unseren deutschen Traditionen unterscheiden. Begleitet mich auf eine spannende Reise durch die italienische Weihnachtszeit, die voller Überraschungen, alter Legenden und natürlich viel Freude steckt!
Der Beginn der Weihnachtszeit: Nicht nur der Advent
Bei uns in Deutschland fängt die Weihnachtszeit so richtig mit dem ersten Advent an, oder? Wir zünden Kerzen am Adventskranz an und öffnen die ersten Türchen unseres Adventskalenders. In Italien ist das ein bisschen anders. Zwar gibt es auch eine Art Advent, aber die Vorfreude beginnt oft schon früher und ist auf eine andere Art geprägt.
Der 8. Dezember ist ein ganz wichtiger Tag in Italien: „L’Immacolata Concezione“, das Fest der unbefleckten Empfängnis Marias. An diesem Tag fangen viele italienische Familien an, ihre Häuser festlich zu schmücken. Überall leuchten bunte Lichterketten, und in den Städten werden riesige Weihnachtsbäume aufgestellt. Aber das Allerwichtigste, was an diesem Tag aufgebaut wird, ist die „Presepe“.
Die Presepe: Eine Krippe, die lebt!
Habt ihr schon einmal eine Krippe gesehen? Bestimmt! Mit Maria, Josef, dem Jesuskind, den Hirten und den Heiligen Drei Königen. In Italien ist die Krippe, die „Presepe“ (sprich: Pré-se-peh), aber viel, viel mehr als nur eine kleine Dekoration. Sie ist das Herzstück der italienischen Weihnacht!
Die Presepe ist eine richtige kleine Landschaft, die oft riesig sein kann und ganze Zimmer füllt. Es gibt nicht nur die heilige Familie, sondern auch Bauern, Handwerker, Tiere, kleine Häuser, Flüsse, Berge und sogar beleuchtete Wege. Manche Familien bauen jedes Jahr eine neue, noch größere und schönere Presepe auf. Manchmal ist sie so detailreich, dass man stundenlang zuschauen könnte! Die Figur des Jesuskindes wird aber erst in der Heiligen Nacht, also am 24. Dezember, in die Krippe gelegt. Die Heiligen Drei Könige kommen dann erst am 6. Januar dazu, genau wie in der Geschichte.
Es gibt sogar lebende Krippen, die „Presepi Viventi“, bei denen Menschen die Rollen der Figuren übernehmen und die Weihnachtsgeschichte nachspielen. Das ist wirklich beeindruckend!
Wer bringt die Geschenke? Babbo Natale, Gesù Bambino und die Befana!
Jetzt kommt eine ganz spannende Frage: Wer bringt denn in Italien die Geschenke? Bei uns ist es der Weihnachtsmann oder das Christkind. In Italien gibt es gleich mehrere Figuren, die Geschenke bringen können, und das zu verschiedenen Zeiten!
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Babbo Natale: Das ist der italienische Weihnachtsmann. Er sieht aus wie unser Weihnachtsmann: rot gekleidet, mit langem weißen Bart und einem Sack voller Geschenke. Er kommt in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und legt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Besonders in Norditalien und in modernen Familien ist er sehr beliebt.
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Gesù Bambino: In vielen traditionellen Familien, besonders in Süditalien, bringt das „Gesù Bambino“, also das Jesuskind, die Geschenke. Es ist die Idee, dass das neugeborene Jesuskind die Geschenke als Zeichen der Liebe und Freude zur Welt bringt. Auch diese Geschenke werden in der Nacht zum 25. Dezember gebracht.
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La Befana: Und jetzt kommt die vielleicht aufregendste und einzigartigste Figur der italienischen Weihnacht: La Befana! Sie ist eine alte, aber freundliche Hexe, die auf einem Besen reitet und in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar kommt. Sie ist für die italienischen Kinder genauso wichtig wie der Weihnachtsmann für uns!
Die Legende besagt, dass die Befana auf der Suche nach dem Jesuskind war und sich auf dem Weg verirrte. Seitdem fliegt sie jedes Jahr in der Nacht vor dem Dreikönigstag (Epiphanias) von Haus zu Haus, um in jedes Kinderzimmer zu schauen, ob sie dort vielleicht das Jesuskind findet. Dabei hinterlässt sie Geschenke in den Socken, die die Kinder extra für sie aufgehängt haben.
Wenn ihr brav wart, findet ihr am Morgen des 6. Januar Süßigkeiten, Spielzeug oder kleine Geschenke in eurem Strumpf. Aber wenn ihr nicht ganz so brav wart, findet ihr vielleicht ein Stückchen „Carbone Dolce“ – das ist zwar süße Kohle aus Zucker, aber es soll euch daran erinnern, im nächsten Jahr noch braver zu sein! Die Befana ist eine sehr beliebte Figur, und der 6. Januar ist für viele italienische Kinder der Höhepunkt der Weihnachtszeit.
Der Weihnachtsbaum: L’Albero di Natale
Auch wenn die Presepe das traditionelle Herzstück ist, haben die Italiener den Weihnachtsbaum, den „Albero di Natale“, in den letzten Jahrzehnten immer mehr liebgewonnen. Er wird ähnlich wie bei uns geschmückt: mit bunten Kugeln, glitzernden Girlanden, Lichterketten und einer schönen Spitze, oft ein Stern oder ein Engel. Viele Familien haben beides: eine wunderschöne Presepe und einen festlich geschmückten Weihnachtsbaum.
Die Heilige Nacht: La Vigilia di Natale (24. Dezember)
Anders als bei uns, wo der 24. Dezember der Hauptgeschenke-Tag ist, ist die „Vigilia di Natale“ in Italien ein Abend der Besinnung und des Essens. Die meisten Familien essen an diesem Abend kein Fleisch, sondern traditionell Fisch oder Meeresfrüchte. Das ist eine alte Tradition, die an die Fastenzeit vor der Geburt Jesu erinnert. Es gibt oft viele verschiedene Fischgerichte, von frittiertem Fisch über Muscheln bis hin zu Spaghetti mit Meeresfrüchten.
Nach dem großen Abendessen gehen viele Familien zur Mitternachtsmesse, der „Messa di Mezzanotte“. Das ist ein sehr feierlicher Gottesdienst, der die Geburt Jesu feiert. Wenn sie nach Hause kommen, sind die Kinder oft schon müde, aber voller Vorfreude auf den nächsten Morgen.
Der Weihnachtstag: Il Giorno di Natale (25. Dezember)
Der 25. Dezember ist der wichtigste Weihnachtstag in Italien. Am Morgen finden die Kinder ihre Geschenke unter dem Weihnachtsbaum oder bei der Krippe. Und dann kommt das nächste große Ereignis: das „Pranzo di Natale“, das Weihnachtsessen am Mittag!
Dieses Mittagessen ist riesig und dauert oft Stunden. Die ganze Familie kommt zusammen – Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Es gibt viele Gänge: zuerst Antipasti (Vorspeisen), dann verschiedene Nudelgerichte wie Lasagne oder Tortellini in Brühe, gefolgt von einem Hauptgericht mit Fleisch, zum Beispiel gebratenem Lamm oder Truthahn. Und natürlich darf der Wein für die Erwachsenen nicht fehlen!
Nach dem Essen wird oft noch stundenlang geplaudert, gelacht und gespielt. Es ist ein Tag der Familie, der Freude und des Genusses.
Typische Weihnachtsspeisen: Mmmmh, lecker!
Neben den Hauptgerichten gibt es in Italien zur Weihnachtszeit viele leckere Süßigkeiten, die ihr unbedingt kennenlernen solltet:
- Panettone: Das ist ein hoher, kuppelförmiger Kuchen mit kandierten Früchten und Rosinen. Er ist superfluffig und schmeckt herrlich süß. Man isst ihn zum Frühstück, als Nachtisch oder einfach zwischendurch.
- Pandoro: Ähnlich wie Panettone, aber sternförmig und ohne Früchte, dafür oft mit Puderzucker bestreut. Er ist auch sehr beliebt und schmeckt besonders gut mit etwas Mascarpone-Creme.
- Torrone: Das ist eine Art weißer Nougat, oft mit Mandeln oder Haselnüssen. Er ist klebrig-süß und ein Muss auf jedem Weihnachtstisch.
- Linsen: Am Neujahrstag essen viele Italiener Linsen. Das soll Glück und Reichtum für das neue Jahr bringen, weil die Linsen wie kleine Münzen aussehen.
Das Ende der Weihnachtszeit: La Befana kommt! (6. Januar)
Mit dem Dreikönigstag, dem 6. Januar, endet die Weihnachtszeit in Italien. Dieser Tag wird als „Epifania“ gefeiert und ist, wie schon gesagt, der Tag der Befana. Die Kinder wachen auf und stürmen zu ihren aufgehängten Socken, um zu sehen, was die Befana ihnen gebracht hat.
An diesem Tag gibt es oft noch einmal ein festliches Essen, und in vielen Städten finden Umzüge und Feste statt, die die Ankunft der Heiligen Drei Könige und der Befana feiern. Es ist ein fröhlicher Abschluss der langen Weihnachtszeit.
Einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Wie ihr seht, gibt es viele Unterschiede zwischen Weihnachten in Deutschland und in Italien:
- Geschenke: In Italien kommen die Geschenke meist am 25. Dezember oder sogar erst am 6. Januar (durch die Befana).
- Krippe: Die Presepe ist in Italien viel wichtiger und oft viel größer und aufwendiger als bei uns.
- Essen: Am 24. Dezember gibt es Fisch, und das Weihnachtsessen am 25. Dezember ist ein riesiges Familienfest über viele Stunden.
- Figuren: Die Befana ist eine ganz besondere Figur, die es bei uns nicht gibt.
Aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten:
- Familie: Weihnachten ist in beiden Ländern ein großes Familienfest.
- Lichter und Dekorationen: Überall leuchten Lichter und die Städte sind festlich geschmückt.
- Freude und Besinnlichkeit: Es ist eine Zeit der Freude, der Liebe und des Zusammenseins.
- Leckeres Essen: In beiden Ländern wird geschlemmt und genossen!
Fazit: Arrivederci, Italien!
Ich hoffe, diese Reise durch die italienische Weihnachtszeit hat euch gefallen und ihr habt viel Neues gelernt! Weihnachten ist überall auf der Welt eine magische Zeit, und es ist spannend zu sehen, wie andere Länder ihre eigenen, einzigartigen Traditionen pflegen. Die italienische Weihnacht mit ihrer Presepe, den vielen Geschenke-Bringern und dem leckeren Essen ist wirklich etwas ganz Besonderes.
Vielleicht könnt ihr ja nächstes Jahr euren Eltern von der Befana erzählen oder eine eigene, große Presepe bauen? Wer weiß!
Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Weihnachtszeit, egal ob ihr sie auf deutsche oder italienische Art feiert!
Buon Natale und Frohe Weihnachten!