Weihnachten in England Essen: Ein Fest für die Sinne und die Seele

Weihnachten in England Essen: Ein Fest für die Sinne und die Seele

Die Weihnachtszeit ist weltweit eine Zeit der Besinnung, der Freude und des Zusammenseins. Doch kaum eine Nation zelebriert die kulinarischen Aspekte dieses Festes so ausgiebig, traditionsreich und mit einer solch tief verwurzelten Hingabe wie England. Das „Weihnachten in England Essen“ ist weit mehr als nur eine Mahlzeit; es ist ein komplexes Geflecht aus Geschichte, Ritualen und dem unwiderstehlichen Duft von Gewürzen, Braten und Süßigkeiten, das die kalten Wintertage erhellt und die Herzen wärmt. Es ist ein kulinarisches Spektakel, das sich über Wochen erstreckt und seinen Höhepunkt am 25. Dezember, dem Christmas Day, erreicht.

Die Historischen Wurzeln des Festmahls

Um die Bedeutung des englischen Weihnachtsessens vollständig zu erfassen, muss man einen Blick in seine reiche Geschichte werfen. Viele der heutigen Traditionen haben ihre Wurzeln im Mittelalter, als Weihnachten eine Zeit des übermäßigen Schlemmens war, um die kälte und karge Jahreszeit zu überbrücken. Damals standen Wildschwein, Gans und andere große Braten im Mittelpunkt. Die viktorianische Ära, geprägt von Königin Victoria und Prinz Albert, spielte eine entscheidende Rolle bei der Formung des modernen englischen Weihnachtsfestes. Albert, der deutsche Prinzgemahl, brachte viele deutsche Bräuche mit, darunter den Weihnachtsbaum, aber auch die Idee eines festlichen Familienmahls, das um einen zentralen Braten herum aufgebaut ist. Der Truthahn, ursprünglich aus Nordamerika stammend, etablierte sich in dieser Zeit als bevorzugter Weihnachtsbraten, da er groß genug war, um eine wachsende Familie zu ernähren, und als luxuriöser galt als die traditionelle Gans.

Der Weihnachtstag: Das Herzstück des Festes

Der 25. Dezember ist der Höhepunkt der englischen Weihnachtsfeierlichkeiten, und das Essen spielt an diesem Tag die Hauptrolle. Schon am Morgen beginnt das kulinarische Verwöhnprogramm.

Das Weihnachtsfrühstück
Während es in Deutschland oft ein gemütliches Frühstück mit Stollen und Kaffee gibt, ist das englische Weihnachtsfrühstück oft etwas einfacher, da die Vorfreude auf das große Dinner am Mittag oder frühen Nachmittag überwiegt. Oft gibt es Rührei mit Räucherlachs, Toast oder eine leichte Version des „Full English Breakfast“. Manchmal werden auch schon die ersten Mince Pies gereicht, begleitet von einer Tasse Tee oder Kaffee.

Das Weihnachtsdinner – Der Hauptakt
Das Christmas Dinner ist der unangefochtene Star des Tages und ein Ereignis, das stundenlanges Vorbereiten, Kochen und Genießen erfordert. Es ist eine Mahlzeit, die von Großzügigkeit und Fülle geprägt ist.

  • Der Truthahn (The Turkey): Der Truthahn ist das Herzstück des englischen Weihnachtsdinners. Er wird oft stundenlang gebraten, bis die Haut goldbraun und knusprig ist und das Fleisch saftig. Viele Familien bevorzugen einen großen Vogel, um sicherzustellen, dass auch für den Boxing Day (26. Dezember) noch reichlich Reste vorhanden sind. Der Truthahn wird oft mit einer aromatischen Füllung (Stuffing) zubereitet, die traditionell aus Brotbröseln, Zwiebeln, Salbei und manchmal auch Wurstfleisch besteht.

  • Die Beilagen (The Trimmings): Die Beilagen sind ebenso wichtig wie der Truthahn selbst und tragen maßgeblich zum Reichtum des Festmahls bei:

    • Bratkartoffeln (Roast Potatoes): Knusprig von außen, fluffig von innen, oft in Gänse- oder Entenfett geröstet, sind sie ein absolutes Muss.
    • Pigs in Blankets: Kleine Würstchen, umwickelt mit Speck, sind eine der beliebtesten Beilagen und bei Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen begehrt.
    • Füllung (Stuffing): Neben der Füllung im Truthahn wird oft eine zusätzliche Portion separat gebacken, oft in Form von Bällchen.
    • Rosenkohl (Brussels Sprouts): Der Rosenkohl ist die wohl umstrittenste, aber dennoch unverzichtbare Beilage. Oft wird er mit Speck oder Maronen verfeinert, um seinen leicht bitteren Geschmack abzumildern.
    • Pastinaken (Roast Parsnips): Süßlich und karamellisiert, oft mit Honig oder Ahornsirup glasiert.
    • Karotten (Carrots): Oft einfach gedünstet oder leicht geröstet.
    • Bratensoße (Gravy): Eine reichhaltige, dunkle Soße, zubereitet aus dem Bratensaft des Truthahns, ist das Lebenselixier des Dinners und wird großzügig über alles gegossen.
    • Cranberry-Soße (Cranberry Sauce): Die fruchtig-herbe Cranberry-Soße bildet einen frischen Kontrast zum reichhaltigen Braten und den Beilagen.
    • Brotsoße (Bread Sauce): Eine cremige Soße aus Milch, Zwiebeln und Brotbröseln, die einen subtilen, würzigen Geschmack hat und oft polarisiert.

Die Desserts – Der süße Abschluss
Nach dem herzhaften Hauptgang folgt eine Auswahl an traditionellen englischen Weihnachtsdesserts, die ebenso reichhaltig und geschichtsträchtig sind.

  • Christmas Pudding: Der Christmas Pudding ist der König der Weihnachtsdesserts. Er ist ein dunkler, schwerer, gedämpfter Pudding, gefüllt mit Trockenfrüchten, Nüssen, Rindernierenfett (Suet), Gewürzen und oft einem Schuss Brandy oder Stout. Traditionell wird er Wochen oder sogar Monate im Voraus zubereitet, damit die Aromen reifen können. Am Weihnachtstag wird er erhitzt und oft mit warmem Brandy übergossen und flambiert, was für einen spektakulären Auftritt sorgt. Serviert wird er mit Brandy Butter (einer Mischung aus Butter, Puderzucker und Brandy), Custard (Vanillesoße) oder Clotted Cream. Eine alte Tradition besagt, dass beim Rühren des Puddings alle Familienmitglieder einen Wunsch äußern und manchmal eine Münze (traditionell ein Sixpence) im Pudding versteckt wird, die dem Finder Glück bringen soll.

  • Mince Pies: Kleine Törtchen, gefüllt mit „Mincemeat“, einer süßen Mischung aus Trockenfrüchten, Äpfeln, Gewürzen, Rindernierenfett (heute oft vegetarisch) und einem Schuss Brandy oder Rum. Obwohl der Name „Mince“ (Hackfleisch) suggeriert, enthalten sie heute kein Fleisch mehr, was auf ihre Ursprünge im Mittelalter zurückgeht, als sie tatsächlich Fleisch enthielten. Mince Pies sind während der gesamten Weihnachtszeit beliebt und werden oft zu Tee oder Kaffee gereicht.

  • Christmas Cake: Ein weiterer Klassiker ist der Christmas Cake, ein reichhaltiger Früchtekuchen, der ebenfalls Wochen im Voraus gebacken wird, um zu reifen und regelmäßig mit Brandy oder Sherry „gefüttert“ wird. Er wird traditionell mit einer Schicht Marzipan und einer dicken Schicht weißem Zuckerguss (Royal Icing) überzogen und oft festlich dekoriert.

  • Trifle: Ein leichteres, aber dennoch dekadentes Dessert ist der Trifle, ein Schichtdessert aus Biskuitkuchen, der in Sherry oder Fruchtsaft getränkt ist, Gelee, Früchten, Vanillecreme (Custard) und einer großzügigen Schicht Schlagsahne.

Weitere kulinarische Traditionen rund um die Feiertage

Das „Weihnachten in England Essen“ beschränkt sich nicht nur auf den Weihnachtstag. Die gesamte Advents- und Weihnachtszeit ist von kulinarischen Genüssen geprägt.

  • Die Vorweihnachtszeit: Schon Wochen vor Weihnachten füllen sich die Supermärkte und Bäckereien mit festlichen Leckereien. Mince Pies und Christmas Cake sind allgegenwärtig. Auch die „Party Food“-Kultur ist ausgeprägt: Kleine Blätterteigpasteten (Vol-au-vents), Sausage Rolls (Wurstbrötchen im Blätterteig), Sandwiches und eine Vielzahl von Knabbereien und Dips sind typisch für Weihnachtsfeiern und -partys.

  • Heiligabend (Christmas Eve): Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Heiligabend der Hauptfesttag ist, ist er in England oft ein ruhigerer Abend, der der Vorbereitung auf den großen Tag dient. Viele Familien essen eine leichtere Mahlzeit, manchmal einen Takeaway (Fertiggericht) oder ein einfaches Abendessen, um Platz für das Festmahl am nächsten Tag zu lassen. Kinder hängen ihre Strümpfe auf und warten auf Santa Claus.

  • Boxing Day (26. Dezember): Der Boxing Day ist traditionell ein Tag der Entspannung und des Genusses der Reste vom Weihnachtsdinner. Kalter Truthahn, Schinken und eine Vielzahl von Salaten und Chutneys stehen auf dem Speiseplan. Ein besonders beliebtes Gericht ist „Bubble and Squeak“, bei dem übrig gebliebene Kartoffeln und Gemüse (oft Rosenkohl und Karotten) zusammengepresst und in der Pfanne gebraten werden, bis sie knusprig sind. Es ist die perfekte Art, die Reste zu verwerten und gleichzeitig ein herzhaftes, wärmendes Gericht zu zaubern.

  • Festliche Getränke: Zum Essen und während der Feiertage werden verschiedene Getränke gereicht. Neben Wein und Bier sind Glühwein (Mulled Wine), Eierpunsch (Eggnog), Sherry und Portwein beliebte Begleiter. Am Weihnachtsmorgen wird oft ein „Buck’s Fizz“ (Orangensaft und Sekt) zum Frühstück oder Brunch getrunken.

Die Bedeutung des Essens: Mehr als nur Nahrung

Das „Weihnachten in England Essen“ ist weit mehr als nur die Summe seiner Zutaten. Es ist ein Akt der Liebe und Fürsorge, der Generationen verbindet. Die Zubereitung des Weihnachtsdinners ist oft ein Familienprojekt, bei dem jeder seine Rolle hat, vom Truthahnfüllen bis zum Kartoffelschälen. Die Gerüche, die aus der Küche strömen – von gebratenem Truthahn, Salbei und Zwiebeln bis hin zu Zimt, Nelken und Brandy – sind untrennbar mit der Erinnerung an Weihnachten verbunden.

Es ist auch ein Fest der Nostalgie. Viele der Gerichte werden jedes Jahr auf die gleiche Weise zubereitet, was ein Gefühl von Kontinuität und Geborgenheit vermittelt. Für viele Engländer ist das Weihnachtsdinner der Höhepunkt des Jahres, ein Moment, in dem die Familie zusammenkommt, um zu feiern, zu lachen und die Gemeinschaft zu genießen. Die Fülle und Opulenz des Essens spiegeln den Wunsch wider, in dieser besonderen Zeit des Jahres keine Wünsche offen zu lassen und sich und seinen Lieben etwas Besonderes zu gönnen.

Fazit

Das „Weihnachten in England Essen“ ist ein faszinierendes und köstliches Beispiel für die tiefe Verankerung von Traditionen in der Kultur eines Landes. Von den historischen Wurzeln des Truthahns bis zum feierlichen Flambieren des Christmas Puddings ist jede Speise ein Teil eines größeren, festlichen Puzzles. Es ist ein Fest für die Sinne, das durch seine Aromen, Texturen und die Art und Weise, wie es zelebriert wird, eine einzigartige Atmosphäre schafft. Es ist ein Ausdruck von Großzügigkeit, Familie und der Freude am Zusammensein. Wer einmal ein echtes englisches Weihnachtsdinner erlebt hat, wird die herzliche Gastfreundschaft und die unvergleichlichen Geschmäcker dieses einzigartigen Festmahls so schnell nicht vergessen. Es ist ein kulinarisches Erbe, das mit Stolz gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben wird, und das jedes Jahr aufs Neue die Magie der Weihnachtszeit zum Leben erweckt.

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