Weihnachten Polen Feiertage: Ein Fest der Tradition und des Glaubens

Weihnachten Polen Feiertage: Ein Fest der Tradition und des Glaubens

Weihnachten, das Fest der Geburt Christi, wird weltweit gefeiert, doch jede Kultur verleiht dieser besinnlichen Zeit ihre ganz eigene Prägung. In Polen sind die Weihnachtsfeiertage, die tief in der katholischen Tradition verwurzelt sind, eine besonders wichtige und zutiefst spirituelle Angelegenheit. Sie sind geprägt von alten Bräuchen, familiärer Verbundenheit und einer einzigartigen Mischung aus Frömmigkeit und Herzlichkeit. Das polnische Weihnachten, oder „Boże Narodzenie“, ist mehr als nur ein Feiertag; es ist ein umfassendes Erlebnis, das sich über Wochen erstreckt und in der „Wigilia“, dem Heiligen Abend, seinen absoluten Höhepunkt findet.

Die Vorweihnachtszeit: Advent und Vorbereitung

Wie in vielen christlichen Ländern beginnt die Weihnachtszeit in Polen mit dem Advent, der Zeit der Erwartung und Vorbereitung auf die Ankunft Jesu. Die vier Wochen vor Weihnachten sind geprägt von Besinnlichkeit und religiöser Andacht. Eine besondere Tradition in Polen sind die Roraty, frühmorgendliche Messen, die vor Sonnenaufgang stattfinden und der Jungfrau Maria gewidmet sind. Kinder und Erwachsene besuchen diese Messen oft mit kleinen Laternen, die den Weg in der Dunkelheit erhellen und die Erwartung des kommenden Lichts symbolisieren.

Der Nikolaustag am 6. Dezember, auf Polnisch „Mikołajki“, ist ein weiterer wichtiger Termin. Der Heilige Nikolaus bringt den Kindern kleine Geschenke und Süßigkeiten, oft in Form von Schokolade oder Spielzeug, die sie in ihren Schuhen oder unter dem Kopfkissen finden. Dies ist ein erster Vorgeschmack auf die größere Bescherung am Heiligen Abend.

In den Wochen vor Weihnachten verwandeln sich die polnischen Städte und Dörfer in ein Lichtermeer. Weihnachtsmärkte, „Jarmarki Bożonarodzeniowe“, bieten handgemachte Geschenke, traditionelle Speisen und Glühwein an. Die Häuser werden festlich geschmückt, und in vielen Familien beginnt die aufwendige Vorbereitung der traditionellen Weihnachtsgerichte, die eine zentrale Rolle bei der Wigilia spielen werden.

Der Höhepunkt: Wigilia – Der Heilige Abend

Der 24. Dezember, die Wigilia, ist der wichtigste und feierlichste Tag der polnischen Weihnachtsfeiertage. Er ist geprägt von alten Bräuchen, die über Generationen weitergegeben wurden und eine tiefe symbolische Bedeutung haben.

Die Rituale vor dem Essen:

Der Tag der Wigilia ist traditionell ein strenger Fastentag. Es wird kein Fleisch gegessen, und oft wird bis zum Abendessen nur wenig oder gar nichts zu sich genommen. Die Familie versammelt sich am Abend, sobald der erste Stern am Himmel sichtbar wird – eine Anspielung auf den Stern von Bethlehem, der den Weisen den Weg wies. Bevor das Essen beginnt, finden einige der rührendsten Rituale statt:

  1. Opłatek – Das Teilen der Weihnachtsoblate: Dies ist der zentrale und emotionalste Moment der Wigilia. Eine dünne, weiße Oblate, der „Opłatek“, die oft mit religiösen Motiven geprägt ist, wird von jedem Familienmitglied in die Hand genommen. Man bricht ein Stück von der Oblate des anderen ab, wünscht sich gegenseitig Gesundheit, Glück, Vergebung und Segen für das kommende Jahr und tauscht Umarmungen aus. Dieses Ritual symbolisiert die Einheit der Familie, die Vergebung von Fehlern und die Liebe zueinander. Es ist ein Moment tiefer Verbundenheit und oft auch der Rührung.

  2. Der leere Stuhl: Ein weiteres bewegendes Symbol ist der traditionell freigelassene Stuhl am Esstisch. Er ist für einen unerwarteten Gast gedacht, der an diesem Abend willkommen wäre, oder als Erinnerung an verstorbene Familienmitglieder, die in diesem Moment im Geiste anwesend sind. Es unterstreicht die polnische Gastfreundschaft und die Verbundenheit mit denen, die nicht mehr physisch anwesend sein können.

  3. Heu unter der Tischdecke: Oft wird unter die weiße Tischdecke etwas Heu gelegt, das an die Krippe erinnert, in der Jesus geboren wurde. Dies ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Symbol der Demut und der Ursprünge des Weihnachtsfestes.

Das Wigilia-Mahl: Die 12 Speisen

Nach den Ritualen beginnt das festliche Wigilia-Mahl, das aus traditionell zwölf fleischlosen Gerichten besteht. Die Zahl Zwölf symbolisiert die zwölf Apostel Jesu und die zwölf Monate des Jahres, was für Fülle und Segen steht. Die Gerichte variieren regional leicht, aber einige Klassiker sind unverzichtbar:

  • Barszcz z uszkami: Eine klare Rote-Bete-Suppe mit kleinen Pilz-Teigtaschen (Uszka). Dies ist oft der erste Gang und ein absolutes Muss.
  • Karp: Gebratener oder gebackener Karpfen ist das Hauptgericht der Wigilia. Er symbolisiert das Fasten und ist eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
  • Pierogi z kapustą i grzybami: Teigtaschen, gefüllt mit Sauerkraut und Pilzen. Sie sind ein weiteres beliebtes Gericht, das in vielen Variationen vorkommt.
  • Kutia: Ein süßer Brei aus Weizenkörnern, Mohn, Honig, Nüssen und Trockenfrüchten. Kutia ist besonders im Osten Polens verbreitet und symbolisiert Wohlstand und Fruchtbarkeit.
  • Kompot z suszu: Ein Kompott aus getrockneten Früchten (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen), das oft als Getränk zum Essen serviert wird.
  • Mohnkuchen (Makowiec): Ein süßer Hefekuchen mit einer reichen Mohnfüllung, der zum Dessert gereicht wird.
  • Süße Klöße mit Mohn (Łazanki z makiem): Eine weitere Mohnspezialität.

Alle Gerichte sind fleischlos, da die Wigilia als Fastentag gilt. Es ist eine üppige Mahlzeit, die aber bewusst auf tierische Produkte verzichtet, um die spirituelle Bedeutung des Tages zu unterstreichen.

Nach dem Essen: Bescherung und Pasterka

Nach dem ausgiebigen Mahl ist es Zeit für die Bescherung. Traditionell bringt in Polen das „Dzieciątko“ (Christkind), der „Aniołek“ (Engel) oder in einigen Regionen auch der „Gwiazdor“ (Sternenmann) die Geschenke. Die Kinder singen Weihnachtslieder, bevor sie ihre Geschenke auspacken dürfen.

Der Abend klingt mit dem gemeinsamen Singen von Kolędy (Weihnachtsliedern) aus. Polnische Weihnachtslieder sind oft sehr alt und haben tiefe religiöse Texte, die die Geschichte der Geburt Jesu erzählen. Viele Familien bleiben bis spät in die Nacht zusammen, um die Gemeinschaft und die festliche Atmosphäre zu genießen.

Der krönende Abschluss der Wigilia ist die Pasterka, die Mitternachtsmesse. Die ganze Familie macht sich auf den Weg zur Kirche, um die Geburt Jesu zu feiern. Die Kirchen sind festlich geschmückt, und die Messe ist oft sehr gut besucht, da sie als ein Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten gilt. Es ist ein Moment der tiefen spirituellen Einkehr und des gemeinsamen Gebets.

Die Weihnachtsfeiertage: Erster und Zweiter Weihnachtstag

Nach der feierlichen Wigilia folgen der Erste Weihnachtstag (25. Dezember) und der Zweite Weihnachtstag (26. Dezember), die in Polen ebenfalls offizielle Feiertage sind.

  • Erster Weihnachtstag (Dzień Bożego Narodzenia): Dieser Tag ist der Geburt Christi gewidmet und wird meist im Kreise der engsten Familie verbracht. Nach der Mitternachtsmesse oder einer weiteren Messe am Morgen steht das Feiern im Vordergrund. Jetzt dürfen auch Fleischgerichte auf den Tisch kommen, und es wird ausgiebig geschlemmt. Der Tag ist weniger von Ritualen geprägt als die Wigilia, sondern dient der Entspannung, dem Genießen der Gesellschaft und dem Besuch von Verwandten. Viele Familien nutzen die Zeit für Spaziergänge oder einfach nur, um die festliche Atmosphäre zu genießen.

  • Zweiter Weihnachtstag (Drugi Dzień Świąt / Świętego Szczepana): Der 26. Dezember ist dem Heiligen Stephanus gewidmet. Auch dieser Tag wird traditionell mit der Familie und Freunden verbracht. Es ist eine Zeit für weitere Besuche, ausgedehnte Mahlzeiten und geselliges Beisammensein. In einigen ländlichen Regionen gibt es noch den Brauch des „Kolędowanie“, bei dem Gruppen von Sternsingern oder verkleideten Personen von Haus zu Haus ziehen, Weihnachtslieder singen und kleine Gaben erhalten.

Dreikönigstag (Heilige Drei Könige) – Der Abschluss der Weihnachtszeit

Die Weihnachtszeit in Polen findet ihren offiziellen Abschluss am 6. Januar, dem Dreikönigstag (Trzech Króli), auch bekannt als Epiphanie. Dieser Tag erinnert an die Ankunft der Heiligen Drei Könige bei Jesus in Bethlehem. In Polen ist dieser Tag ein Feiertag und wird oft mit farbenfrohen Umzügen gefeiert, bei denen Kinder und Erwachsene als Könige verkleidet durch die Straßen ziehen.

Ein charakteristischer Brauch an diesem Tag ist das Beschriften der Haustüren mit den Initialen der Heiligen Drei Könige (K+M+B für Kaspar, Melchior, Balthasar) und der Jahreszahl, getrennt durch Kreuze. Dies soll das Haus segnen und vor Bösem schützen. In den Kirchen werden an diesem Tag Weihwasser und Kreide gesegnet, die dann von den Gläubigen mit nach Hause genommen werden. Mit dem Dreikönigstag enden die Weihnachtsfeierlichkeiten offiziell, und die Weihnachtsbäume werden traditionell bis zum 2. Februar, dem Fest Mariä Lichtmess, stehen gelassen.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Obwohl die polnischen Weihnachtsfeiertage viele Gemeinsamkeiten mit den Traditionen in anderen christlichen Ländern, insbesondere Deutschland, aufweisen (wie Weihnachtsbäume, Geschenke, Weihnachtslieder), gibt es doch markante Unterschiede. Die absolute zentrale Rolle der Wigilia mit ihren spezifischen Ritualen wie dem Opłatek und den zwölf fleischlosen Gerichten ist einzigartig und unterscheidet das polnische Weihnachten von dem in vielen westlichen Ländern, wo der 25. Dezember oft der Hauptfeiertag ist. Die tiefe Verwurzelung im katholischen Glauben und die Betonung der Familie und der Vergebung sind ebenfalls besonders ausgeprägt.

Fazit

Die Weihnachtsfeiertage in Polen sind ein tiefgreifendes Erlebnis, das weit über kommerzielle Aspekte hinausgeht. Sie sind eine Zeit der Besinnung, des Glaubens und der unbedingten Zusammenkunft der Familie. Von den stillen Roraty im Advent über die magische Wigilia-Nacht mit ihren symbolträchtigen Ritualen bis hin zu den geselligen Weihnachtstagen und dem feierlichen Abschluss am Dreikönigstag – das polnische Weihnachten ist ein Fest, das Herz und Seele berührt. Es ist ein lebendiges Zeugnis einer reichen Kultur und einer tiefen spirituellen Verbundenheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und die wahre Bedeutung von Weihnachten in jedem Winkel Polens spürbar macht.

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