Weihnachten, das Fest der Liebe, der Familie und der Besinnlichkeit, ist für Milliarden von Menschen weltweit ein Höhepunkt des Jahres. Es ist eine Zeit, in der Traditionen gepflegt, Geschenke ausgetauscht und festliche Mahlzeiten genossen werden. Doch wie lange wird Weihnachten schon gefeiert eigentlich? Die Antwort auf diese Frage ist komplexer, als man auf den ersten Blick meinen könnte, denn die Wurzeln des Weihnachtsfestes reichen weit über die christliche Ära hinaus und haben sich über Jahrhunderte hinweg immer wieder neu geformt und angepasst.
Um die Geschichte des Weihnachtsfestes zu ergründen, müssen wir uns auf eine faszinierende Zeitreise begeben, die uns von antiken heidnischen Ritualen über die frühen christlichen Gemeinden bis hin zur modernen, globalisierten Feier führt.
Die Wurzeln vor dem Christentum: Feste des Lichts und der Wiedergeburt
Bevor das Christentum seinen Einfluss geltend machte, gab es in vielen Kulturen der nördlichen Hemisphäre bereits Feste, die um die Wintersonnenwende herum gefeiert wurden. Diese Zeit, in der die Tage am kürzesten und die Nächte am längsten sind, war für die Menschen von existentieller Bedeutung. Sie markierte das Ende der dunklen Jahreszeit und die Hoffnung auf die Rückkehr des Lichts und des Lebens.
Die römischen Saturnalien
Eines der bekanntesten vorchristlichen Feste, das oft mit Weihnachten in Verbindung gebracht wird, sind die römischen Saturnalien. Sie wurden vom 17. bis zum 23. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert und waren eine Zeit der Ausgelassenheit, des Überflusses und der Umkehrung der sozialen Ordnung. Sklaven durften von ihren Herren bedient werden, Glücksspiele waren erlaubt, und es wurden reichlich Geschenke ausgetauscht. Die Saturnalien waren ein Fest des Chaos und der Freude, das die strenge römische Ordnung für kurze Zeit aufhob und den Menschen erlaubte, sich dem Vergnügen hinzugeben. Die Atmosphäre der Großzügigkeit und des gemeinsamen Feierns, die während der Saturnalien herrschte, weist deutliche Parallelen zu den späteren Weihnachtsbräuchen auf.
Das germanische Julfest
In den germanischen und nordischen Kulturen wurde um die Wintersonnenwende das Julfest gefeiert. Dieses Fest dauerte oft mehrere Tage oder sogar Wochen und war ebenfalls dem Sieg des Lichts über die Dunkelheit gewidmet. Man entzündete große Feuer, um die Dämonen der Dunkelheit zu vertreiben und die Sonne zur Rückkehr zu ermutigen. Immergrüne Pflanzen wie Misteln und Stechpalmen wurden als Symbole des Lebens und der Fruchtbarkeit verwendet, und es wurden Opfergaben dargebracht, um die Götter milde zu stimmen und eine gute Ernte im kommenden Jahr zu sichern. Das Julfest war auch eine Zeit des Familienzusammenhalts, des Geschichtenerzählens und des gemeinsamen Essens und Trinkens. Viele Elemente des Julfestes, wie der Weihnachtsbaum oder das Schenken, haben ihren Weg in die modernen Weihnachtsbräuche gefunden.
Diese vorchristlichen Feste schufen eine reiche kulturelle Landschaft, in der das Konzept eines Festes des Lichts und der Hoffnung inmitten der Dunkelheit bereits tief verwurzelt war. Als das Christentum begann, sich in Europa auszubreiten, war es nur natürlich, dass es an diese bestehenden Traditionen anknüpfte, um die neue Botschaft effektiver zu verbreiten.
Die Geburt des christlichen Weihnachtsfestes: Der 25. Dezember
Die Bibel gibt keinen genauen Hinweis auf das Geburtsdatum Jesu Christi. Tatsächlich konzentrierten sich die frühen Christen zunächst eher auf Ostern, das Fest der Auferstehung, als auf die Geburt Jesu. Die ersten Erwähnungen eines Festes der Geburt Christi tauchen erst im 3. Jahrhundert auf.
Die Festlegung des Datums
Die Entscheidung, den 25. Dezember als Geburtstag Jesu zu feiern, war keine willkürliche, sondern eine strategische. Im Römischen Reich wurde an diesem Tag der "Dies Natalis Solis Invicti" gefeiert, der Geburtstag des unbesiegten Sonnengottes. Dieser Kult war besonders unter Soldaten beliebt. Indem die Kirche den Geburtstag Jesu auf denselben Tag legte, konnte sie die bestehenden heidnischen Feierlichkeiten christianisieren und eine neue, tiefere Bedeutung verleihen: Christus als das wahre "Licht der Welt", das die Dunkelheit vertreibt.
Historiker vermuten, dass Papst Julius I. im Jahr 350 n. Chr. den 25. Dezember offiziell als Geburtsdatum Jesu festlegte, obwohl die genaue Einführung umstritten ist und sich in verschiedenen Regionen unterschiedlich schnell durchsetzte. Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts war der 25. Dezember jedoch in weiten Teilen des Römischen Reiches als Geburtstag Christi etabliert.
Die Verbreitung des Festes
Von Rom aus verbreitete sich das Weihnachtsfest langsam in andere Teile der christlichen Welt. Im Osten wurde zunächst der 6. Januar (Epiphanias) als Fest der Geburt und Taufe Jesu gefeiert, aber auch dort setzte sich der 25. Dezember allmählich durch, wenn auch der 6. Januar als Fest der Erscheinung des Herrn (Heilige Drei Könige) weiterhin eine wichtige Rolle spielt.
Das frühe christliche Weihnachtsfest war zunächst primär ein liturgisches Fest, das in den Kirchen gefeiert wurde. Es stand im Zeichen der Anbetung des neugeborenen Erlösers und der Verkündigung der Frohen Botschaft. Die ausgelassenen Bräuche der Saturnalien wurden von der Kirche zwar nicht direkt übernommen, aber die Idee eines Festes, das die Gemeinschaft zusammenbringt und Freude spendet, blieb bestehen und wurde nach und nach mit christlichen Inhalten gefüllt.
Weihnachten im Mittelalter: Vom Kirchlichen zum Volkstümlichen
Im Mittelalter entwickelte sich Weihnachten zu einem der wichtigsten Feste im christlichen Kalender. Es war eine Zeit, in der religiöse Andacht und volkstümliche Bräuche Hand in Hand gingen.
Krippenspiele und Mysterienspiele
Ein zentrales Element des mittelalterlichen Weihnachtsfestes waren die Krippenspiele und Mysterienspiele. Diese dramatischen Darstellungen der Weihnachtsgeschichte, oft von Geistlichen oder Laien in Kirchen oder auf Marktplätzen aufgeführt, dienten dazu, die biblische Erzählung für eine weitgehend des Lesens unkundige Bevölkerung lebendig und verständlich zu machen. Franz von Assisi wird oft zugeschrieben, im Jahr 1223 die erste lebende Krippe in Greccio, Italien, inszeniert zu haben, was zur Popularisierung der Krippendarstellung beitrug.
Festmahle und Almosen
Weihnachten war auch eine Zeit des ausgiebigen Essens und Trinkens. Für die meisten Menschen, die das Jahr über oft Hunger litten, war das Festmahl ein seltener Luxus. Adlige und wohlhabende Bürger gaben oft große Bankette und verteilten Almosen an die Armen, um ihre christliche Nächstenliebe zu zeigen. Diese Tradition der Großzügigkeit und des Teilens ist bis heute ein Kernaspekt des Weihnachtsfestes.
Der Advent als Vorbereitungszeit
Die Adventszeit, die vier Wochen vor Weihnachten, etablierte sich als eine Zeit der Besinnung, des Fastens und der spirituellen Vorbereitung auf die Ankunft Christi. Dies bildete einen bewussten Kontrast zur späteren Festtagsfreude und unterstrich die religiöse Bedeutung des Festes.
Reformation und Gegenreformation: Spaltung und Neudefinition
Die Reformation im 16. Jahrhundert hatte auch Auswirkungen auf die Weihnachtsfeierlichkeiten. Einige protestantische Reformatoren, insbesondere die Puritaner in England und Amerika, sahen Weihnachten kritisch. Sie betrachteten es als ein Fest, das zu sehr mit heidnischen Bräuchen und "papistischen" Ausschweifungen vermischt war, und lehnten es teilweise ab oder versuchten, es zu verbieten. Für sie stand die Bibel im Vordergrund, und da dort kein Geburtsdatum Jesu genannt wurde, sahen sie keinen Grund für eine spezielle Feier.
Martin Luther hingegen war ein Befürworter des Weihnachtsfestes, legte aber den Fokus neu. Er betonte die Bedeutung des Christkindes als Gabenbringer anstelle des Heiligen Nikolaus und förderte das Singen von Weihnachtsliedern in der Volkssprache, um die Botschaft des Glaubens für alle zugänglich zu machen. Die protestantische Tradition legte oft mehr Wert auf die Familie und die häusliche Feier als auf die kirchliche Liturgie.
Die katholische Gegenreformation hielt an den traditionellen Bräuchen fest und betonte die Bedeutung der Heiligenverehrung und der kirchlichen Rituale, was zu einer weiteren Ausprägung der regionalen Unterschiede in der Weihnachtsfeier führte.
Die Romantisierung und Kommerzialisierung im 19. Jahrhundert: Das moderne Weihnachten entsteht
Das 19. Jahrhundert war eine entscheidende Phase in der Entwicklung des modernen Weihnachtsfestes. Es war eine Zeit der Romantisierung, der bürgerlichen Ideale und des beginnenden Konsumismus, die das Fest in seiner heutigen Form prägten.
Der Weihnachtsbaum
Der Weihnachtsbaum, ursprünglich ein Brauch aus dem deutschsprachigen Raum, erlebte im 19. Jahrhundert seinen weltweiten Durchbruch. Seine Popularität stieg, als Königin Victoria und ihr deutscher Ehemann Prinz Albert 1840 einen Weihnachtsbaum in Windsor Castle aufstellten. Eine Illustration davon in der "Illustrated London News" im Jahr 1848 verbreitete den Brauch schnell in der englischsprachigen Welt und darüber hinaus. Der Baum, geschmückt mit Kerzen, Süßigkeiten und kleinen Geschenken, wurde zum zentralen Symbol des häuslichen Weihnachtsfestes.
Santa Claus und der Weihnachtsmann
Die Figur des Gabenbringers entwickelte sich ebenfalls entscheidend weiter. Aus dem europäischen Heiligen Nikolaus und lokalen Figuren wie dem deutschen Knecht Ruprecht oder dem englischen Father Christmas entstand in den USA durch Gedichte wie Clement Clarke Moores "A Visit from St. Nicholas" (1823) und die Illustrationen von Thomas Nast (ab 1863) der moderne Santa Claus. Dieser fröhliche, rotgekleidete, bärtige Mann, der auf einem Schlitten mit Rentieren fliegt und durch den Schornstein kommt, kehrte als Weihnachtsmann oder Nikolausfigur nach Europa zurück und wurde zu einem globalen Symbol der Weihnachtsfreude.
Die Bedeutung des Schenkens
Das Schenken, das in früheren Zeiten oft mit dem Neujahr oder dem Nikolaustag verbunden war, verlagerte sich zunehmend auf den Weihnachtsabend oder den Weihnachtsmorgen. Die Industrialisierung ermöglichte die Massenproduktion von Spielzeug und anderen Gütern, was den Konsum ankurbelte und das Schenken zu einem zentralen Bestandteil des Festes machte.
Literatur und Musik
Werke wie Charles Dickens’ "A Christmas Carol" (1843) trugen maßgeblich zur romantischen Vorstellung von Weihnachten als einer Zeit der Nächstenliebe, der Vergebung und des Familienzusammenhalts bei. Weihnachtslieder wie "Stille Nacht, Heilige Nacht" (entstanden 1818 in Österreich) wurden populär und trugen zur festlichen Stimmung bei.
Das 19. Jahrhundert verwandelte Weihnachten von einem primär religiösen Fest in ein Familienfest, das von Gemütlichkeit, Tradition und einem Hauch von Magie geprägt war.
Weihnachten im 20. und 21. Jahrhundert: Globalisierung und Konsum
Im 20. Jahrhundert beschleunigte sich die Entwicklung des Weihnachtsfestes weiter, insbesondere durch die Massenmedien und die Globalisierung.
Kommerzialisierung auf höchstem Niveau
Das 20. Jahrhundert sah eine beispiellose Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes. Die Werbeindustrie erkannte das enorme Potenzial und begann, die Vorweihnachtszeit als "Hauptsaison" für den Einzelhandel zu etablieren. Kaufhäuser wurden festlich geschmückt, Weihnachtsmärkte boomten, und die Medien verbreiteten eine Flut von Weihnachtsfilmen, -liedern und -werbespots. Das Schenken wurde zu einem immer wichtigeren Aspekt, und der Druck, "das perfekte Geschenk" zu finden, wuchs.
Säkularisierung und Anpassung
Während die religiösen Wurzeln des Weihnachtsfestes für viele Gläubige weiterhin zentral sind, hat es sich im 20. und 21. Jahrhundert auch stark säkularisiert. Viele Menschen feiern Weihnachten heute als ein kulturelles Familienfest, das unabhängig von religiösen Überzeugungen begangen wird. Es ist eine Zeit, in der man zur Ruhe kommt, Zeit mit Lieben verbringt und die Werte von Frieden und Freundlichkeit zelebriert.
Gleichzeitig hat sich Weihnachten globalisiert. Es wird heute in vielen nicht-christlichen Ländern gefeiert, oft als ein Fest des Konsums und der westlichen Kultur, aber auch als eine Gelegenheit für Menschen unterschiedlicher Herkunft, zusammenzukommen und Freude zu teilen. In Japan zum Beispiel ist Weihnachten ein romantisches Fest für Paare, während in China der Weihnachtsmann und der Weihnachtsbaum als Symbole der Freude und des Schenkens populär geworden sind.
Herausforderungen und neue Interpretationen
Die moderne Weihnachtsfeier steht auch vor Herausforderungen, wie der Kritik am übermäßigen Konsum, der Umweltbelastung durch Geschenkverpackungen und Reisen sowie dem Druck, ein "perfektes" Fest zu inszenieren. Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, die ursprünglichen Bedeutungen des Festes wiederzuentdecken, sei es durch gemeinnützige Aktionen, bewussteres Schenken oder die Betonung der spirituellen Aspekte.
Fazit: Wie lange wird Weihnachten schon gefeiert?
Die Frage, wie lange wird Weihnachten schon gefeiert, lässt sich nicht mit einer einzigen Jahreszahl beantworten.
Wenn wir die tiefen Wurzeln in den vorchristlichen Wintersonnenwendfesten betrachten, die die Rückkehr des Lichts und die Hoffnung auf neues Leben feierten, dann reichen die Traditionen, die dem heutigen Weihnachten zugrunde liegen, Tausende von Jahren zurück.
Wenn wir uns auf das christliche Fest der Geburt Jesu konzentrieren, das am 25. Dezember gefeiert wird, dann blickt Weihnachten auf eine Geschichte von rund 1700 Jahren zurück, seit der Festlegung des Datums im 4. Jahrhundert.
Das Weihnachtsfest ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie sich Traditionen über Jahrhunderte hinweg entwickeln, anpassen und neue Bedeutungen annehmen können. Es ist ein faszinierendes Mosaik aus heidnischen Bräuchen, christlicher Theologie, bürgerlichen Idealen und kommerziellen Einflüssen. Trotz aller Veränderungen und Anpassungen bleibt der Kern des Weihnachtsfestes – die Sehnsucht nach Licht in der Dunkelheit, die Freude an der Gemeinschaft und die Botschaft der Hoffnung und Nächstenliebe – über die Jahrhunderte hinweg bestehen und macht es zu einem der beständigsten und beliebtesten Feste der Menschheit.